„Mein Kind auf den richtigen Weg führen“
Seit fast zwei Jahren läuft das Projekt Haftvermeidung durch soziale Integration in Neuruppin sehr erfolgreich. Straffällig gewordene Jugendliche erhalten dort Unterstützung, um wieder ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Meistens kommen die Jugendlichen über eine Empfehlung der Polizei, Sozialarbeiter*innen oder die Jugendgerichtshilfe zu dem Projekt. Manchmal ist es aber auch ein Hilferuf der Eltern, der die Kolleg*innen in Neuruppin zu den Jugendlichen führt – so wie in dem Fall von Carmen (Name geändert).
Carmen ist Mutter einer 17-jährigen Teenagerin. Fast alle Eltern kennen schwierige Phasen in der Pubertät, wenn scheinbar alles Kopf steht. Der Freundeskreis ändert sich, Schule wird zur Nebensache, Regeln und Grenzen sind zum Brechen und Überwinden da. In der Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein trifft kindliche Naivität auf pubertäre Coolness und Generationen prallen plötzlich aufeinander, wo vorher doch alles harmonisch war. In manchen Fällen kann diese Rebellion Ausmaße annehmen, die für die Eltern kaum noch händelbar sind. Ähnlich war es bei Carmen. Schulverweigerung, Gewalttaten, Drogen – als die Probleme ihrer Tochter akut werden, wendet sich Carmen an Annett Kessouri aus dem Projekt Haftvermeidung durch soziale Integration (HSI). „Ich kannte Frau Kessouri und wusste, dass sie mit problematischen Jugendlichen arbeitet. Also sprach ich sie einfach an, ob sie mir hilft, meine Tochter wieder auf den richtigen Weg zu bringen“, sagt Carmen.
Im Vorfeld waren bereits einige Hilfesysteme gescheitert. Nur zögerlich ließ sich die 17-Jährige nun auf das neue Hilfsangebot ein. Nach und nach kam dann die Motivation und es waren kleine Fortschritte sichtbar. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, so ist das Feedback alles in allem positiv – besonders nach intensiven Gesprächsterminen oder Besuchen bei Netzwerkpartnern, die mit ins Boot geholt wurden.
Momentan läuft ein weiteres Hilfesystem an und die Chancen stehen gut, dass der Weg für eine Ausbildung von Carmens Tochter geebnet ist. Die Kommunikation zwischen Mutter und Tochter findet mittlerweile wieder ohne Dritte statt und Carmen ist zuversichtlich, dass diese positive Entwicklung anhält. Sie hat sich an die Kollegin gewendet, um ihr Kind wieder auf den richtigen Weg zu führen. Dafür ist nun ein großer Schritt getan.
Mehr Infos zum Projekt HSI finden Sie hier. Es wird gefördert durch das Ministerium der Justiz aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg.